Das neue PEACE-Framework von Donald Miller: Revolution oder Remix von StoryBrand?
- Holger Koenig

- vor 14 Minuten
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✍ Autor: Holger Koenig, Gründer und Inhaber von Caesar & Harrison.
Das Wichtigste in Kürze zum neuen PEACE-Framework von Donald Miller
Das PEACE-Framework von Donald Miller sind 5 Soundbites für den ersten Kontakt, nicht das komplette Markenframework Problem, Empathy, Answer, Change, End Result liefern dir eine klare, wiederholbare Botschaft für Website, Ads, Social, E-Mail und Sales.
Der Kern ist nicht das Akronym, sondern: kognitive Last senken Je mehr Denkarbeit deine Botschaft verursacht, desto eher steigen Menschen aus. PEACE zwingt dich zu Klarheit statt Marketing-Phrasen.
PEACE ist eher Evolution als Revolution: die Verdichtung des BrandScripts Es komprimiert StoryBrand auf das Wesentliche, lässt aber Charakter, detaillierten Plan und Misserfolgs-Stakes weitgehend vorausgesetzt.
PEACE ist der bessere One Liner: mehr Bausteine, mehr Flexibilität Statt einem Satz bekommst du fünf Sätze, die du kombinieren und kanal-adaptieren kannst, ohne jedes Mal neue Botschaften zu erfinden.
Die richtige Reihenfolge für saubere Umsetzung: BrandScript → One Liner → PEACE Erst Strategie und Substanz klären, dann verdichten, sonst werden Soundbites schnell zu hohlen Phrasen statt zu konsistenter Kommunikation.
Wer Donald Miller kennt, weiß: Der Mann liebt Akronyme. Nach dem 7-stufigen StoryBrand-Framework und dem One Liner präsentiert er nun das PEACE-Framework. Es besteht aus fünf Soundbites, die angeblich jedes Business wachsen lassen. Die Frage, die sich StoryBrand-User und StoryBrand-Kenner stellen: Ist das wirklich neu? Oder verpackt Miller hier alten Wein in neuen Schläuchen?
Ich bin seit 2018 StoryBrand Certified Guide und Coach und schätze die Arbeit von Donald Miller sehr! Insofern bin ich nicht ganz neutral. Vielleicht aber gerade deswegen auch besonders kritisch. Ich habe mir die Keynote zur Soundbite-Strategie genau angeschaut, die uns Coaches zur Verfügung steht. Und ich habe das PEACE-Framework mit dem StoryBrand-Framework verglichen. Mein Fazit vorweg: Das PEACE-Framework ist keine Revolution, aber auch kein Etikettenschwindel. Es ist eine sinnvolle Ergänzung, die allerdings meiner Meinung nach an der falschen Stelle positioniert wird.
Was ist das PEACE-Framework von Donald Miller?

PEACE steht für fünf Soundbites, die Donald Miller als die "vorderen Stufen" zum Kunden bezeichnet:
P - Problem: Das konkrete Problem benennen, das die Aufmerksamkeit gewinnt.
E - Empathy: Empathie zeigen im Sinne von "Wir verstehen, wenn Sie ...."
A - Answer: Das eigene Produkt oder die Dienstleistung als Antwort auf das Problem positionieren.
C - Change: Die Transformation beschreiben: Wer wird der Kunde, wie wird sein Leben verändert?
E - End Result: Das Endergebnis, als die Vision der besseren Zukunft.
Donald Miller bettet diese fünf Soundbites in seine bekannte Haus-Metapher ein: Die Soundbites sind die Stufen, die zur Veranda (Enlightenment-Material wie Webinare und Whitepaper) und zur Haustür (Commitment-Angebote) führen.
Die zentrale Botschaft des PEACE-Frameworks: Kognitive Last senken
Das Herzstück von Donald Millers Überlegungen ist nicht das Akronym selbst, sondern das Konzept der kognitiven Last. Miller argumentiert hier überzeugend: Das Gehirn verbrennt Kalorien, um etwas zu verstehen. Je mehr Denkarbeit eine Marketingbotschaft erfordert, desto wahrscheinlicher steigen Menschen aus und verweigern, sich damit zu beschäftigen.
Uns bei Caesar & Harrison ist wichtig zu betonen, dass das kein bewusster Prozess von potenziellen Kunden ist. Tatsächlich handelt es sich hier um eine unbewusste Reaktion des Gehirns. Es muss in Zeiten der Reizüberflutung aussortieren. Welche Information ist wichtig für das Überleben? Dinge die kompliziert erscheinen, werden nicht verarbeitet oder kaum (vgl. hier auch „Schnelles Denken, langsames Denken“, Kahneman).
"Der verwirrte Kopf sagt Nein" - diese Leitidee zieht sich durch das gesamte PEACE-Konzept und Millers Keynote dazu. Und sie ist nicht neu. Miller hat das Prinzip "If you confuse, you'll lose" seit Jahren gepredigt. Aber die wissenschaftliche Rahmung mit dem Begriff der kognitiven Last gibt dem Ganzen eine neue Schärfe.
Eines von Millers Beispielen: Ein Herrenbekleidungsgeschäft schreibt auf seine Website:
"Welcome to Refined & Co, where fashion meets function. Since opening in 2019, we have been dedicated to outfitting the conscious consumer in elevated everyday essentials."
„Willkommen bei Refined & Co, wo Mode auf Funktion trifft. Seit unserer Eröffnung im Jahr 2019 haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den bewussten Konsumenten mit hochwertigen Alltags-Essentials auszustatten."
Miller zerlegt diesen Satz Stück für Stück. Selbst auf Deutsch bleibt der Text voll kognitiver Last. „Bewusster Konsument", „hochwertige Alltags-Essentials", „Mode trifft auf Funktion" – alles Phrasen, die den Leser zum Nachdenken zwingen, statt ihm einfach zu sagen: „Wir verkaufen Pullover."
Das StoryBrand BrandScript vs. PEACE: Eine ehrliche Gegenüberstellung

Wem das StoryBrand-Framework bekannt ist, der erkennt sofort: PEACE ist eine Verdichtung des 7-stufigen StoryBrand BrandScripts. Schauen wir mal auf die Elemente:
Das BrandScript umfasst: Charakter (Kunde) -> Problem -> Guide -> Plan -> Call to Action -> Vermeidung von Misserfolg -> Erfolg.
PEACE komprimiert das auf: Problem -> Empathie (Guide-Element) -> Answer (Plan + CTA) -> Change (Transformation des Kunden) -> End Result (Erfolg).
Was fehlt bei PEACE? Der explizite Charakter (wird vorausgesetzt), der detaillierte Plan (wird auf "Answer" reduziert) und die Vermeidung von Misserfolg (wird ausgelassen). Das ist zwar keine Schwäche, aber der Preis der Verdichtung.
Miller selbst sagt seiner Keynote, dass diese fünf Soundbites die "Front Steps" seines Symbolhauses sind, also der erste Kontaktpunkt, nicht die vollständige Markenbotschaft. Und genau hier liegt der Schlüssel zum Verständnis.
Meine These: PEACE ist der bessere One Liner oder Elevator Pitch
In seinen Büchern "Building a StoryBrand" / "Building a StoryBrand 2.0" und "Marketing Made Simple" hat Miller den One Liner eingeführt. Der One Liner ist ein prägnanter Satz, der das Problem, die Lösung und das Ergebnis zusammenfasst. Das Format funktioniert so: "Die meisten [Zielgruppe] kämpfen mit [Problem]. Wir bieten [Lösung], damit sie [Ergebnis] erreichen."
Der One Liner war immer ein starkes Werkzeug, hatte aber auch eine Schwäche: Er hat nie als einzelner Satz funktioniert. Im Deutschen werden schnell zwei Sätze daraus (s.o.). Aber in der Praxis reicht das oft nicht. Ein Elevator Pitch braucht mehr Substanz. Ein Website-Header braucht Variationen. Ein Verkaufsgespräch braucht Flexibilität.
Das PEACE-Framework soll diese Lücke schließen. Es ist kein Ersatz für das BrandScript. Es ist die Erweiterung des One Liners zu einem Set von fünf wiederholbaren Soundbites. Statt eines Satzes stehen jetzt fünf Bausteine zur Verfügung, die man kombinieren, variieren und über alle Kanäle streuen kann.
Das macht PEACE nicht zur Revolution, aber zu einer praktischen Evolution. Der One Liner war der Kern, PEACE ist die ausgebaute Version.
Was Donald Miller richtig macht und was er übersieht

Die Stärken von PEACE
Das Framework ist merkbar. P-E-A-C-E lässt sich leichter im Kopf behalten als die sieben Schritte des BrandScripts. Für Teams, die schnell eine konsistente Sprache brauchen, ist das Gold wert. Dabei ist die Wiederholung dieser Soundbites im gesamten Marketingmaterial ein kritischer Erfolgsfaktor, so Miller.
Er wiederholt immer wieder: Diese fünf Soundbites sollen überall auftauchen: auf der Website, in Social Media, in Anzeigen, in E-Mails, in Gesprächen. Nicht 50 verschiedene Botschaften, sondern fünf konsistente Sätze. Aus meiner Sicht ist das eine fundierte und wichtige Lektion, die viele Unternehmen ignorieren.
Die Story-Struktur bleibt im PEACE-Framework erhalten und folgt dem klassischen Narrativ: Held im Gleichgewicht -> Problem stört den Frieden -> Guide erscheint mit Empathie -> Plan/Antwort -> Transformation -> Happy End. Das ist nicht neu, aber es funktioniert.
Die Schwächen von PEACE
Miller positioniert PEACE als eigenständiges Framework, nicht als Ergänzung. Das führt zu Verwirrung. Wer zuerst PEACE kennenlernt und dann das StoryBrand BrandScript entdeckt, fragt sich: Was soll ich jetzt verwenden? Dabei entsteht genau das, was Miller immer vermeiden will: Verwirrung.
Die Antwort aus meiner Sicht, die er aber nicht klar macht: Das BrandScript ist die strategische Grundlage. Es definiert, wer dein Kunde ist, welche Probleme er hat (extern, intern, philosophisch), wie du dich als Guide positionierst, welchen Plan du anbietest, wie du zum Handeln aufrufst, und welche Transformation möglich ist.
PEACE ist die taktische Verdichtung. Es nimmt die Essenz des BrandScripts und formt daraus fünf Soundbites für den Alltag.
Praktische Einordnung des PEACE-Frameworks für die Arbeit mit StoryBrand

Für alle, die bereits mit dem StoryBrand-Framework arbeiten, hier meine Empfehlung:
Schritt 1: Erstelle zuerst dein vollständiges BrandScript. Das ist und bleibt die strategische Basis. Hier definierst du die Details, die drei Problemebenen, die Autoritäts- und Empathie-Elemente des Guides, den konkreten Plan, die Stakes.
Achtung: Die Soundbites wirken wie ein attraktiver Shortcut, führen aber zu Unschärfe.
Schritt 2: Entwickle deinen One Liner als Destillat des BrandScripts. Ein Satz, der Problem, Lösung und Ergebnis verbindet (OK, zwei Sätze sind auch gut).
Achtung: Die Soundbites verleiten auch hier. Deswegen: Kompakt bleiben und so wenige Worte wie möglich.
Schritt 3: Erweitere den One Liner zu fünf PEACE-Soundbites. Das gibt dir die Flexibilität, die du für unterschiedliche Kanäle und Situationen brauchst.
In dieser Reihenfolge ergibt PEACE Sinn. Es ersetzt nichts. Das kann es nicht. Es ergänzt.
Ein Beispiel aus Donald Millers Keynote
Miller nutzt gern das Beispiel einer fiktiven KI-Beratungsfirma namens "Clarity AI Advisors". Die PEACE-Soundbites dieses Unternehmens lauten:
Problem: "Du weißt, dass du KI einsetzen kannst, um deinen Gewinn deutlich zu steigern, aber du weißt nicht, wo du anfangen sollst."
Empathie: "Wir verstehen das. KI entwickelt sich schnell und einen individuellen Plan zu erstellen, kann verwirrend sein."
Answer: "Clarity AI Advisors gibt dir eine klare, praxisnahe Roadmap, um KI in deinem Unternehmen einzuführen."
Change: "Du und dein gesamtes Team werdet KI in genau den Bereichen meistern, die Umsatz und Gewinn steigern."
End Result: "Dein Unternehmen wird produktiver, gewinnt mehr Kunden und macht mehr Geld."
Fünf Sätze. Klar, konkret, wiederholbar. Das ist kein BrandScript, aber es ist mehr als ein One Liner.
Fazit: Sinnvolle Ergänzung, keine Ersetzung

Das PEACE-Framework ist keine Revolution. Es ist die konsequente Weiterentwicklung des One Liners und damit eine wertvolle Ergänzung im StoryBrand-Werkzeugkasten.
Wer bereits mit dem BrandScript arbeitet, sollte PEACE als zusätzliche Ebene verstehen: die Ebene der täglichen Kommunikation, der schnellen Soundbites, der wiederholbaren Botschaften.
Wer neu einsteigt, sollte nicht mit PEACE beginnen. Ohne die strategische Vorarbeit des BrandScripts fehlt den Soundbites die Substanz. Sie werden zu hohlen Phrasen statt zu kraftvollen Botschaften.
Die wahre Stärke von PEACE liegt in der Betonung der Wiederholung und der Klarheit. Fünf Sätze, die überall auftauchen. Kein Marketing-Sprech, keine Buzzwords, keine kognitive Überlastung: Das ist der Kern.
Miller hat mit PEACE kein neues Framework erfunden. Er hat das bestehende System um ein praktisches Werkzeug ergänzt. Und manchmal ist genau das wertvoller als eine Revolution.
Wenn Du oder Sie mit den Werkzeugen von Donald Miller ihr Marketing messbar erfolgreiher machen wollen, schreiben Sie mir. Wir schauen dann, ob wir unterstützen können.
FAQ: Häufige Fragen zur Storytelling Marketing Strategie
Was ist das PEACE-Framework von Donald Miller und wofür nutze ich es im Marketing?
Das PEACE-Framework ist ein Set aus fünf kurzen Soundbites, mit denen du eine Marketingbotschaft schnell verständlich und wiederholbar kommunizierst. PEACE steht für Problem, Empathy, Answer, Change, End Result. Im Kern ist es ein Werkzeug für den ersten Kontakt (Donald Miller nennt das die „Front Steps“): Es hilft dir, Aufmerksamkeit zu gewinnen, Vertrauen aufzubauen und den Nutzen deiner Lösung ohne Umwege zu erklären – auf Website, in Ads, Social Posts, E-Mails und im Sales-Gespräch. Wichtig: PEACE ist taktisch gedacht und ersetzt keine strategische Markenarbeit.
Ist das PEACE-Framework eine Revolution oder nur ein Remix vom StoryBrand BrandScript?
PEACE ist keine Revolution, aber auch kein Etikettenschwindel: Es ist im Prinzip eine Verdichtung des bekannten StoryBrand BrandScripts. Während das BrandScript strategisch den Kunden (Charakter), Probleme, Guide, Plan, CTA sowie Erfolg/Misserfolg sauber ausarbeitet, komprimiert PEACE die Story auf fünf Bausteine, die sich im Alltag leichter wiederholen lassen. In dieser Verdichtung fehlen bzw. werden vorausgesetzt: der explizite Charakter, ein ausformulierter Plan und die Stakes rund um Misserfolg. Der Gewinn ist Geschwindigkeit und Konsistenz – der Preis ist Detailtiefe.
Warum funktioniert PEACE so gut gegen „Marketing-Blabla" und was hat kognitive Last damit zu tun?
PEACE funktioniert, weil es kognitive Last senkt: Je mehr Denkarbeit eine Botschaft verlangt, desto eher steigen Menschen aus („Der verwirrte Kopf sagt Nein“). Statt abstrakter Phrasen (Buzzwords, „Mode trifft auf Funktion“, „hochwertige Essentials“) zwingt dich PEACE zu Klarheit: Welches Problem lösen wir? Warum verstehen wir dich? Was ist die Antwort? Was verändert sich? Wie sieht das Endergebnis aus? Genau diese Struktur bringt deine Kommunikation weg von „klingt gut“ hin zu sofort verständlich – und damit performance-stärker in SEO, Paid und Sales.
Sollte ich mit PEACE starten oder zuerst das StoryBrand BrandScript ausarbeiten?
Wenn du neu einsteigst, solltest du nicht mit PEACE beginnen. Die beste Reihenfolge ist:
BrandScript (Strategie & Substanz: Zielkunde, externe/interne/philosophische Probleme, Guide-Positionierung, Plan, CTA, Stakes)
One Liner (kompaktes Destillat aus Problem–Lösung–Ergebnis)
PEACE-Soundbites (taktische Übersetzung in fünf wiederholbare Sätze)So stellst du sicher, dass deine PEACE-Soundbites nicht zu „hohlen Phrasen“ werden, sondern die Essenz deiner Strategie transportieren – konsistent über alle Kanäle.
Wie erstelle ich starke PEACE-Soundbites für Website, LinkedIn, Ads und Sales, ohne dass sie generisch klingen?
Starke PEACE-Soundbites sind konkret, kundenzentriert und kanal-tauglich. Bewährte Regeln aus der Praxis:
1 Satz pro Baustein, aktiv formuliert, ohne Fachchinesisch.
Problem so beschreiben, wie Kund:innen es sagen (symptomnah).
Empathy: Verständnis + Normalisierung (ohne dich selbst in den Mittelpunkt zu stellen).
Answer: klare „Roadmap/Plan/Angebot“ statt Feature-Liste.
Change & End Result: Transformation + messbarer/greifbarer Nutzen.Dann nutzt du die fünf Sätze modular: z. B. Website-Hero (Problem/Answer/End Result), Ad-Copy (Problem/Change), Sales (Empathy/Answer). Die Power entsteht durch Wiederholung mit Variationen, nicht durch 50 verschiedene Botschaften.
✍ Autor: Holger Koenig, Gründer und Inhaber von Caesar & Harrison.




